Angelika Guldt

Tochter von Hellmuth Bodenteich, Autorin des Blogs Lifssyn und bei StoryOne

Die Bilder meines Vaters

Mein Vater war ein Begeisterter, der es verstand, seine Faszination für die Kunst und seine Spiritualität zu teilen. Meine Kindheit war voll von Bildern. Sein bescheidenes Atelier im Keller meines Elternhauses war Zauberland – voll mit Freude an schönen Dingen, Farben, Bildern, Ausschnitten aus Zeitschriften für seine Collagen.

Schöne Steine, knorriges Holz, Kinderzeichnungen, selbst gebaute Modellflugzeuge, Briefmarken, und natürlich Bücher – fast nichts entging seiner Sammelleidenschaft. Er war vernarrt in die Eleganz und Eigenwilligkeit von Katzen und viele Freunde schenkten ihm zu diversen Anlässen künstlerische Katzenfigürchen aus Keramik, Holz, Stein und Glas, die die Regale unseres Hauses bevölkerten.

Fast jeden Tag eine Farbskizze als „Tagebuch“ – im Lauf seines Lebens viele hunderte Blätter. An Samstagen, ich war noch sehr jung, begleitete ich ihn manchmal in die Neue Galerie in Linz, damals noch am Hauptplatz. Ich erinnere mich an Emil Nolde, Klimt, Schiele, Kokoschka, Räume, in denen man seine Schritte hörte und an die Atmosphäre fast wie in einer Kirche.

Kunstbetrachtung war sein Leben, neidlos erfreute er sich an guten Bildern anderer. Unzählige Bücher über Kunst waren ihm Quell der Freude und trugen auch zu seinem breiten Wissen bei, mit dem er als Kunstvermittler in vielen Malkursen Schülerinnen und Schüler begeisterte. Und er malte, malte, malte, war unendlich produktiv bis kurz vor seinem Tod im Oktober 2014.

Seine spirituelle Seite zeigte sich auch in seiner Kunst. Malend meditierte er über das Leben, das Licht und die Musik. Viele seiner Schüler, die seine Malkurse besuchten, spürten, dass er Reichtum aus seinem Inneren schöpfte, und hörten ihm zu, wenn er vom Leben sprach. Seine Bilder künden von seiner Verbindung mit der Quelle des Lebens. Ich als seine Tochter konnte diese Verbindung von Anfang an spüren und empfinde es als  Privileg, mit dieser kostbaren Geborgenheit aufgewachsen zu sein.